Die Kongregation der Schwestern vom hl. Paulus
Zur Zeit (2022) leben 13 Paulusschwestern im Mutterhaus des St. Paulus Stiftes. Das Foto (von 2019) zeigt einen Teil der Schwestern am Grab ihres Gründers Prälat Jakob Friedrich Bussereau, der 2019 seinen 100. Todestag beging.
Br. Josef Lehnert, Paulusbruder, ist der externe Leiter der Kongregation der Schwestern vom hl. Paulus.
Seit dem 1. November 2021 leitet Br. Josef Lehnert, der letzte verbliebene Bruder der Kongregation der Brüder vom hl. Paulus, die Kongregation der Schwestern vom hl. Paulus. Er wurde von Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann zum externen Leiter ernannt, nachdem sich aus den eigenen Reihen der Schwestern keine Oberin mehr gefunden hat.
Professjubilarinnen 2021:
In diesem Jahr begingen am 29. Juni (v.l.n.r.) Sr. M. Johanna von Ehr ihr 65jähriges Professjubiläum und Sr. M. Angela Beck ihr 60jähriges Professjubiläum im Rahmen eines feierlichen Festgottesdienstes am Hochfest Peter und Paul in der Kapelle des St. Paulus Stiftes und eines auch heuer coronabedingten nicht-öffentlichen Festes im Mutterhaus. Zelebrant war der Hausgeistliche Pfarrer Steffen Roth.
Professjubilarinnen 2020:
Am 3. Oktober begingen (v.l.n.r.) Sr. M. Irmina Sold und Sr. Irmtraud Haberzettl ihr 65jähriges Professjubiläum im Rahmen eines feierlichen Festgottesdienstes mit Domkapitular Dr. Norbert Weis und einem anschließenden coronabedingt nichtöffentlichen Fest im Mutterhaus.
Professjubilarinnen 2019:
Am 1. Juni durfte (v.l.n.r.) Sr. M. Hedwig Blümlhuber ihr 65jähriges, Sr. M. Gabriele Wegner ihr 50jähriges und Sr. M. Michaela Stark ihr 60jähriges Professjubiläum im Rahmen eines feierlichen Pontifikalamt mit Weibischof Otto Georgens und einem anschließenden fröhlichen Fest im Mutterhaus begehen.
Kurze Geschichte der Kongregation
Am 14.01.1896 erhielt der Speyerer Diözesanpriester Jakob
Friedrich Bussereau vom Speyerer Bischof Joseph Georg von Ehrler die Erlaubnis,
in Herxheim eine Einrichtung zur Pflege und Betreuung unheilbar Kranker zu
gründen. Noch im selben Monat begann er
mit diesem Werk. Er gewann mehrere Frauen aus Herxheim, welche dem Dritten
Orden des hl. Franziskus angehörten und ursprünglich ein rein kontemplatives
Leben führen wollten, für diese Aufgabe. Schon in den ersten Monaten erwies
sich das Bauernhaus, das er zu diesem Zweck in der Ortsmitte gekauft hatte und in „Antoniushaus“ umbenannte, als viel zu
klein. Deshalb wurde schon im Juni des gleichen Jahres mit dem Bau eines
großen, hellen und damals modern konzipierten Hauses auf der höchsten Erhebung
von Herxheim begonnen. Bussereau nannte seine Gründung „St. Paulus-Stift“, weil
er den unheilbar Kranken nicht nur eine gute Pflege angedeihen lassen wollte,
sondern ihnen auch den katholischen Glauben erschließen und eine katholische
Lebenspraxis je nach ihrer Befähigung vermitteln wollte, wozu ihm der Apostel
Paulus als Verkünder des Glaubens ein Vorbild war. In seiner Jugend hatte er
selbst Missionar in fremden Ländern werden wollen, und der Gedanke an eine
Missionstätigkeit lebte nach wie vor in ihm. Dies war ein weiterer Grund für
die Benennung nach dem hl. Paulus.
Schon ein Jahr nach der Gründung des St. Paulus-Stiftes in
Herxheim konnte Bussereau im Mai 1897 in Neuötting ein größeres Anwesen, die
sog. Katharinenburg, erwerben und dort ein zweites St. Paulus-Stift gründen. Im
August des gleichen Jahres erwarb er dort auch eine Druckerei, aus deren
Produkten er fortan einen Gewinn zur Finanzierung seiner Werke erwirtschaften
konnte.
Im Jahre 1899 erwarb er den „Frauenberger Hof“ mit viel
Wald-, Wiesen- und Ackerland oberhalb von Bad Bergzabern, den er am 03.01.1901
umbenannte in „Liebfrauenberg“, um ihn dem Schutz der Gottesmutter Maria,
„Unserer Lieben Frau“, anzuvertrauen. Das hier errichtete St. Paulus-Stift
wurde wegen seiner landschaftlich herrlichen Lage und der Größe des Geländes
zum Lieblingsaufenthaltsort für die Kranken und wohl auch für Bussereau selbst.
Hier ermöglichte er auch kranken und geschwächten Priestern Erholung und
Wasserkuren nach der Methode von Pfarrer Sebastian Kneipp.
In diesen ersten Jahren wird unübersehbar deutlich:
Bussereau verfolgt nicht primär das Ziel, eine Ordensgemeinschaft zu gründen,
die dann bestimmte Werke in ihrer Trägerschaft übernehmen könne, sondern
umgekehrt: sein Bestreben ist es, ein bestimmtes Werk, die Pflege, Betreuung
und Evangelisierung unheilbar Kranker, zu verwirklichen. Und dazu gewinnt er
Menschen, die mit ihm dieses Werk vollbringen wollen und dafür ein Leben nach
den Evangelischen Räten führen. So ist es auch nicht überraschend, dass die
Einrichtungen „St. Paulus-Stift“ bereits 1905 staatlich und kirchlich anerkannt
wurden, die Schwesterngemeinschaft, die in diesen St. Paulus-Stiften wirkte,
aber erst 1913 – und dann unter einer Bezeichnung, die deutlich die Rangordnung
und das Abhängigkeitsverhältnis erkennen lässt: „Schwestern des St. Paulus
Stiftes vom Dritten Orden des hl. Franziskus“.
Die staatliche Anerkennung der Schwesterngemeinschaft als
Körperschaft des öffentlichen Rechtes erfolgte am 06.01.1913, die Bischöfliche
Errichtung als Kongregation diözesanen Rechtes am 23.08.1913. Die
Konstitutionen setzten zwei Schwerpunkte: Aufgaben der Kongregation sind
1.
die Selbstheilung und die
allseitige Vervollkommnung der einzelnen Mitglieder durch Beobachtung der
einfachen Gelübde und der Vorschriften der Konstitutionen;
2.
die Anstaltspflege und
Versorgung weiblicher Kranker, besonders unheilbar Kranker, sowie die Mitarbeit
in der Mission.
Nachdem die Kongregation staatlich anerkannt und kanonisch
errichtet worden war, konnte am 02.02.1914 die erste Einkleidung vorgenommen
werden: 114 Schwestern erhielten den Schleier. Die erste Professfeier war am
25.03.1917. Der Orden hatte nun seine eigene interne Leitung, so dass sich der
Gründer von da an auf das Amt des Spirituals der Schwestern beschränken konnte.
Jakob Friedrich Bussereau starb am 02.07.1919 auf dem Liebfrauenberg und wurde
auf dem Friedhof des St. Paulus-Stiftes Herxheim bestattet.
Im Dezember 1921 wurde die Kongregation dem Zweiten Orden
des hl. Franziskus affiliert und trägt seitdem die Bezeichnung „Kongregation
der Schwestern vom hl. Paulus“.
Wie bereits erwähnt, war Bussereau von allem Anfang an von
einem missionarischen Gedanken geleitet. Er selbst hatte zeitweise Türkisch und
Arabisch gelernt, um eventuell doch noch als Missionar tätig werden zu können,
und hatte die Mitarbeit in der Mission als Kongregationszweck in die
Konstitutionen eingeschrieben. Nach dem Ersten Weltkrieg war es aber zunächst
unmöglich, von Deutschland aus in ein Missionsland einzureisen. Im Gegenteil:
Aus den Missionsländern englischer und französischer Flagge wurden die zuvor
dort tätigen deutschen Missionare ausgewiesen. Eine Gelegenheit, in der Mission
tätig zu werden, ergab sich für die Kongregation im Jahre 1924: Durch zwei Patres
der Missionare vom Hl. Geist, die aus Herxheim stammten, kam es zu einem Besuch
des Provinzials P. Leo Klerlein bei den Schwestern in Herxheim. Als Pater Leo
kurz danach Apostolischer Präfekt von Kroonstadt in Südafrika wurde und
erlebte, wie viele Kranke dort vernachlässigt wurden, erinnerte er sich der
Paulusschwestern in Herxheim und bat den Speyerer Bischof Ludwig Sebastian um
die Entsendung von vier Schwestern. Am 17.08.1927 fand die Aussendungsfeier für
die ersten vier Schwestern nach Südafrika statt. Damit was der Grundstein
gelegt für die Präsenz und das Wirken der Schwestern vom hl. Paulus in
Südafrika.
In Deutschland übernahm die Kongregation im Laufe der Jahre
weitere Einrichtungen in ihre Trägerschaft sowie die Haushaltsführung in
Einrichtungen anderer Träger. Den personellen Höchststand hatte die
Kongregation im Jahre 1967. Damals waren es 219 Schwestern. Die Kongregation
nahm zu dieser Zeit folgende Aufgaben war:
1.
Einrichtungen in eigener
Trägerschaft
-
St. Paulus-Stift Herxheim
in der Diözese Speyer,
-
St. Paulus-Stift Neuötting
in der Diözese Passau,
-
St. Paulus-Stift
Liebfrauenberg in der Diözese Speyer,
-
St. Paulus-Stift Kirchmohr
in der Diözese Speyer,
-
Altenheim St. Klara
Altötting in der Diözese Passau;
2.
Haushaltsführung in
Einrichtungen anderer Träger
-
Studentenheim St. Josef
Speyer,
-
Missionskonvikt St. Guido
Speyer,
-
Altenheim St. Martha
Speyer,
-
Altenheim St. Ulrich
Neustadt an der Weinstraße in der Diözese Speyer,
-
Lehrlingswohnheim St.
Johannes Ludwigshafen am Rhein in der Diözese Speyer,
-
Erzbischöfliches Palais
München.
Mit Beginn der 1970er Jahre wurde die Anzahl der Schwestern
sehr rasch rückläufig. Am 02.02.1974 war die letzte Profess. In den folgenden
Jahren wurden das St. Paulus-Stift Kirchmohr und die Haushaltsführung in
Einrichtungen anderer Träger nach und nach aufgegeben.
Im Jahre 2000 hatte die Kongregation noch folgende
Einrichtungen in ihrer Trägerschaft:
-
St. Paulus-Stift Herxheim,
-
St. Paulus-Stift
Liebfrauenberg
-
St. Paulus-Stift Neuötting,
-
Altenheim St. Klara
Altötting.
Es wurde deutlich, dass die Kongregation aus personellen
Gründen nicht mehr in der Lage war, diese Einrichtungen weiter zu führen.
Deshalb wurde auf dem Generalkapitel 1998 der Beschluss gefasst, eine Stiftung
zu gründen und dieser dann die Einrichtungen zu übertragen.
Am 08.02.2002 wurde die „Jacob Friedrich Bussereau Stiftung“
nach staatlichem und kanonischen Recht als Stiftung des öffentlichen Rechtes
errichtet. Zum 01.07.2002 übertrug die Kongregation der Schwestern vom hl.
Paulus der Jacob Friedrich Bussereau Stiftung die Trägerschaft und das Eigentum
aller ihrer Einrichtungen mitsamt den Immobilien. Im Besitz der Kongregation
verblieb nur die Kirche des Mutterhauses und er Teil des Mutterhauses, der von
den Schwestern bewohnt wird.
Alle Schwestern der Kongregation leben nun im Mutterhaus in
Herxheim. Ihre Anzahl beträgt derzeit (2020) noch 16; das Durchschnittsalter
liegt über 84 Jahre. Die Schwestern sind zum Teil pflegebedürftig und
gehbehindert. Die wenigen Schwestern, die noch zu einer Tätigkeit in der Lage
sind, versorgen die übrigen, auch mit Hilfe des Pflegepersonals der Jacob
Friedrich Bussereau Stiftung.
Kontaktdaten der Kongregation:
Mutterhaus der Kongregation der Schwestern vom hl. Paulus
Bussereaustrasse 16 - 76863 Herxheim - Tel: 07276-9663-0